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Timco63

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Alle Inhalte von Timco63

  1. Solothurner Tagblatt, Ausgabe vom 30. Mai 2007 Mit dem GPS auf Schatzsuche Immer mehr Menschen entdecken das Geocaching, eine moderne Form der Schatzsuche. Mit einem GPS-Gerät bewaffnet streifen sie durch Städte und Wälder. In der Region Solothurn sind bereits gegen 100 Verstecke angelegt. Noch 114 Meter in südöstliche Richtung, sagt der GPS-Empfänger. Erst ganz gesittet den Wanderweg am Weiher unterhalb des Riedholzer Spiessachers entlang. Dann, ganz unvermittelt, verlässt der Mann mit dem Gerät den Weg und verschwindet im Dickicht. «Hier muss es irgendwo sein», sagt er, und mit geübtem Blick sucht er den steilen Hang ab. Marcus König ist auf Schatzsuche. Geocaching nennt sich das Hobby, das vor sieben Jahren in den USA erfunden wurde und mittlerweile auf der ganzen Welt verbreitet ist (siehe Kasten). «Die Caches befinden sich oft bei Baumstrünken oder unter grösseren Steinen», weiss Marcus König. Hier, im Spiessacher, vermutet er den «Schatz» bei einem der grossen erratischen Blöcke, die der Rhonegletscher während der letzten Eiszeit im Wald bei Riedholz hat liegen lassen. Er hat Recht – unter dem einen befindet sich eine kleine Mulde. Dort, gut getarnt unter Holz und Steinen, liegt eine kleine Plastikdose. Darin befinden sich: ein Notizheft, ein Kugelschreiber, eine Kerze, ein Taschenmesser, eine CD, eine DVD, eine Seidenkrawatte und eine Stoffpuppe mit einer Metallplakette am Hals. Hobby für die ganze Familie Die einzigen Gegenstände, die in der Dose bleiben müssen, sind das Heft und der Kugelschreiber. «Wer einen Cache findet, trägt sich in das Logbuch ein», erklärt König. Der Name des Cachers – König zum Beispiel nennt sich «quadro62» –, das Datum und die genaue Zeit werden im Büchlein festgehalten. Dazu ein kurzer Kommentar, etwa, ob man den Cache problemlos gefunden habe. Ausserdem wird der Cacher später, zu Hause, im Internet eintragen, welche Schätze er heute gehoben hat. Alle anderen Gegenstände in der Dose sind, mit Ausnahme der Puppe mit der Plakette, zum Tauschen da. Dass in den Behältern also tatsächlich kleine «Schätze» verborgen sind, mache das Geocaching für Familien mit Kindern attraktiv. «Diese freuen sich, wenn sie von der Schatzsuche etwas nach Hause bringen können.» Und: «Es ist doch eine gute Sache, wenn man die Kinder vom Fernseher weg in die Natur locken kann», sagt König. Auch er sei früher eher ein Stubenhocker gewesen. «Erst durch Geocaching habe ich entdeckt, wie schön es ist, draussen in der Natur herumzustreifen.» Käfer auf Reisen Die Plakette an der Stoffpuppe wiederum ist ein so genannter Travelbug, zu deutsch: ein Reisekäfer. «Jede Plakette hat ihre Aufgabe», erklärt der Geocacher. Der Travelbug beim Weiher in Riedholz etwa soll nach Florida gebracht werden. Kommt nun ein Cacher hier vorbei, der in absehbarer Zeit nach Florida in die Ferien geht, kann er ihn mitnehmen. Er muss sich in Florida allerdings die Zeit nehmen, dort wieder einen Cache aufzuspüren und den Bug zu verstecken. Andere Travelbugs haben weniger klare Aufgaben. König hat einen auf die Reise geschickt mit dem Auftrag, möglichst weit nach Westen zu reisen. Weil er jedesmal per Mail benachrichtigt wird, wenn sein Travelbug in ein neues Versteck gebracht wird, weiss König immer, wo sich dieser gerade befindet. Er hats schon weit gebracht: «Gerade habe ich eine Nachricht bekommen, er sei in New York gelandet.» In Riedholz hat Marcus König bereits den 270. Cache seiner Karriere gehoben. Vor rund drei Jahren habe ihn das Geocaching-Fieber gepackt, erzählt der 48-Jährige. Eigentlich habe er sich nur ein GPS-Gerät fürs Auto kaufen wollen «Ein Kollege lieh mir seines aus, zum Ausprobieren. Und als ich so auf dem Gerät herumtippte, stiess ich auf den Begriff ‹Geocaching›. Neugierig geworden, versuchte ich im Internet mehr darüber zu erfahren.» Bereits bei seiner ersten Schatzsuche habe ihn das Virus gepackt. Inzwischen gehört der Fricktaler zu den Routiniers. «Am Anfang musste ich jeweils lange suchen – auch wenn ich die genauen Koordinaten habe, besteht, je nach Empfang, eine Ungenauigkeit von mehreren Metern.» Inzwischen habe er aber den «Geocacher-Blick» und erkenne ein Versteck oft sofort. Die Schönheiten der Heimat Beim Geocaching gehe es aber nicht darum, einfach mit dem GPS-Empfänger vor der Nase in der Gegend herum zu laufen, betont König. «Viele Cacher wählen ihre Verstecke an besonders schönen Orten aus, um auf diese Weise den Cachern aus anderen Gegenden die Schönheiten ihrer Heimat näher zu bringen.» Wenn König, so wie heute, nicht in der unmittelbaren Umgebung seines Wohnortes Zeihen (AG) auf Schatzsuche geht, dann nimmt er sich vor, am selben Tag gleich mehrere Caches zu loggen. So begibt er sich nach der Spiessacher-Suche noch zur Verenaschlucht in St. Niklaus. Hier wartet ein so genannter Multi-Cache auf ihn: An mehreren Stationen muss er einfache Zahlenrätsel lösen, um schliesslich die Zielkoordinaten herausfinden zu können. So ist die Schatzsuche mit einem Spaziergang durch die malerische Schlucht verbunden, bevor sich König ins Logbuch des «Verenaschlucht-Caches» eintragen kann, das in einer Dose zwischen den Wurzeln eines alten Baumes verborgen ist. Und, bevor er sich wieder auf den Heimweg ins Fricktal macht, reicht die Zeit noch für zwei weitere Caches an der Aare, so dass Marcus König am Abend zu Hause seinen 274. Cache im Internet wird eintragen können. Monika Frischknecht Die Risiken Beim Cachen abgestürzt? Während die meisten Caches an ungefährlichen Orten angelegt sind, gibt es auch solche, die man nur mit gebührender Vorsicht angehen sollte. Gerade im Jura kann schon ein Fehltritt fatal enden. So soll gerüchteweise im April ein Cacher im Gebiet des Weissensteins zu Tode gestürzt sein. Offiziell bestätigen will dies niemand. «Tatsache ist, dass wir am 29. April auf einem Wanderweg eine männliche Leiche bergen mussten», sagt Frank Wilhelm, Mediensprecher der Kantonspolizei Solothurn. Aber: «Über die näheren Umstände kann ich keine Auskunft geben.» fri Quelle: Solothurner Tagblatt
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